Nach der ersten Erfahrung im Seesegeln beim Segelmeeting vor Sizilien entstand der Wunsch, auch mal einen "richtigen" Segeltörn zu unternehmen. Da ich weder die notwendigen Berechtigungsnachweise
noch entsprechende Erfahrung hatte, um als Skipper ein Boot zu führen, suchte und fand ich in einem Arbeitskollegen und seiner Frau erfahrene Segler, welche bereit waren, mit mir und
meiner Frau eine Woche auf einem Segelboot in Kroatien zu verbringen. Wir kannten uns von der HVB-Club Regatta auf dem Bodensee 2011. Dort hatten wir zusammen in einem Boot einen achtbaren 3.
Platz erreicht.
So flogen wir am 19.05. gemeinsam nach Split und übernahmen in der Marina Kastela eine gecharterte Salona 34. Das Wetter war sonnig, aber etwas kühl und die
Vorhersagen kündigten für die nächsten Tage eine Menge Wind an. Nach der Besorgung von Proviant für eine Woche verbrachten wir die erste Nacht in der Marina auf dem Boot und am nächsten
Morgen verließen wir Kastela. Leider blies uns der Wind auf dem vom Skipper gewählten Kurs direkt von vorn an und so begann die Segelwoche erst mal mit einigen Stunden Fahrt unter Motor.
Vermutlich hatte der Skipper keine Lust zum Kreuzen bzw. wollte die nächste Marina rechtzeitig erreichen, um nicht wegen Überfüllung abgewiesen zu werden.
Die kleine Marina Palmizana auf den sogenannten Pakleni Inseln ganz in der Nähe der deutlich größeren Insel Hvar liegt bestens geschützt in einer romantischen Bucht, ist gut in die Landschaft eingebettet und bietet ausreichend Komfort auch für einen längeren Aufenthalt. Es gibt zwar nur wenige ständige Bewohner auf der Insel und auch nur wenige kleine Restaurants auf er anderen Seite der Insel, dafür aber eine wunderschöne, relativ ungestörte Natur.
Da für den nächsten Tag so viel Wind vorhergesagt wurde, dass an gemütliches Segeln nicht zu denken war, beschloss der Skipper auch in unserem Interesse einen Ausflug zur nicht weit entfernt gelegenen Stadt Hvar auf der Inser Hvar. Wir fuhren also mit einem Taxiboot (Schnellboote verkehren regelmäßig zwischen der Marina Palmizana und Hvar) und die Schnellbooführer bemühen sich, den Seglern Respekt einzuflößen und sie richtig naß zu machen. Die alte Stadt Hvar am Hang der Insel ist sehr reizvoll, was folgende Bilder zeigen werden.
Der Wetterbericht kündigte für den nächsten Tag einen bewölkten Himmel mit kühleren Temperaturen und eventuell auch Regen an, doch wir beschlossen, weiter zu Segeln. An das ursprüngliche Ziel kann ich mich nicht mehr erinnern. Nach einigen Stunden auf dem Wasser bei etwas ungemütlichem Wetter beschloss der Skipper schon am frühen Nachmittag, den Hafen eines kleinen Dorfes Prigradiza auf der Insel Korcula anzusteuern. In Prigradiza war es erst schwierig, etwas zu Essen zu besorgen (der einzige Laden hatte geschlossen). Also unternahmen wir erst mal eine Wanderung, um die Insel zu erkunden. Am Abend öffnete dann eine kleine Kneipe und bot uns ein reichliches, schmackhaftes und billiges Abendessen.
Am nächsten Morgen brachen wir wieder in Richtung Marina Palmizana auf, weil erneut stark auffrischender Wind für den Nachmittag und die darauffolgenden Tage angekündigt wurde. Wir mussten uns ja darauf einrichten, das Segelboot unter allen Umständen wieder rechtzeitig in die Marina Kastela zurückbringen zu können. Da aber erst mal nur wenig Wind war, durfte auch ich mal ans Steuerruder. Schnell merkte ich, dass so ein größeres Boot gar nicht so einfach zu steuern ist, weil es erst mit einiger Zeitverzögerung auf Kursänderungen reagiert. Anfangs fielen meine Kursänderungen deshalb oft zu groß aus, was zu einem Schlingerkurs führte. Beim Wechsel auf einen neuen Kurs zwischen 2 Inseln wurde ich 2 mal hintereinander von der Strömung und einer geänderten Windrichtung so stark vom gewünschten Am-Wind-Kurs abgebracht, dass sich das Boot ungewollt um 180 Grad drehte (Sonnenschuß). Vermutlich aufgrund der Strömung war das Boot beim Kurswechsel jeweils schnell langsamer und damit unsteuerbar geworden. Auf Weisung des Skippers wurde das Groß gerefft, die erfahrene Seglerin übernahm das Ruder und steuerte uns sicher zwischen den 2 Inseln hindurch.
Am Nachmittag wurde der Hafen in Palmizana schell voller und auch in der Bucht auf der entgegengesetzten Seite der Insel sammelten sich Segelboote. Am frühen Abend dann noch eine ganze Flottille von gleichartigen Booten mit russischen Besatzungen von einer Regatta zurück. Offenbar waren die Boote außerhalb der schützenden Inseln gesegelt, denn an den Booten und Segeln mussten im Anschluss einige Reparaturen durchgeführt werden. Die Mannschaften gehörten zu einer russischen Firma, welche hochpreisige Schweizer Uhren vertreibt. Zumindest konnte man dass aufgrund der vielen Werbeaufschriften vermuten. Mit unseren Erfahrungen vom UniCredit Segelmeeting und der russischen Mentalität richteten wir uns schon auf eine Nacht mit wenig Ruhe in der Marina ein. Zu unserer Überraschung wurde aber das Fest nach der Regatta kurz nach 22 Uhr beendet und die Verantwortlichen der russischen Firma sorgten für Ruhe und Ordnung.
Nach ruhiger Nacht blieben uns nur noch 2 Tage bis zur Rückgabe der Salona 34 an den Vercharterer. Unsere Mitsegler kannten das Revier von früheren Törns recht gut und schlugen vor, nach Trogir zu segeln. Leider machte uns starker ablandiger Wind einen Strich durch die Rechnung und wir mussten das letzte Drittel der Strecke unter Motor zurücklegen. Auf dieser Strecke durfte auch ich wieder eine längere Zeit ans Ruder. Erst in der Einfahrt nach Trogir musste (und wollte) ich das Ruder wieder abgeben.
Die mittelalterliche Altstadt vor Trogir ist ausgesprochen sehenswert. Fast ausschließlich enge Gassen mit vielen kleinen Geschäften und Lokalen, natürlich ausgerichtet auf den Touristenverkehr. Es war nicht ganz einfach, das Flair von Trogir auf Bildern einzufangen. Nach 18 Uhr zog auch noch ein kurzes Sommergewitter (es war hier auf dem Festland fast 30 Grad warm!) auf, welches aber nach etwas mehr als einer Stunde nur noch wenige Pfützen hinterließ. Sogar die Sonne kam noch mal heraus und schuf einen schöne Abendstimmung.
Der letzte Tag unseres Törns begann mit mehrstündigem Warten vor einer Tankstelle für Schiffsdiesel. An der Tankstelle lag ein größerer Schlepper und es gab wohl technische Probleme bei der Betankung. Allmählich sammelten sich immer mehr Boote ein, die langsam auf dem Wasser rund um die Tankstelle kreisten. Als der Schlepper endlich ablegte und eigentlich wir an der Reihe gewesen wären, drängelten sich noch 2 Einheimische mit ihren schnellen Motorbooten vor und an die Tankstelle. So konnten wir sie erst kurz vor Mittag mit vollem Tank wieder verlassen und uns auf den kurzen Weg nach Kastela begeben. Als wir am Nachmittag dort angekommen waren, bereiteten wir das Segelboot für die morgige Rückgabe vor und genehmigten uns am Abend noch eine fürstliche Fischmahlzeit in einem Restaurant in der Nähe der Marina. Die Übergabe des Bootes lief zum Glück ohne Beanstandungen so dass wir am Vormittag beschließen konnten, noch mit dem Taxi nach Split zu fahren und uns noch die Stadt anzuschauen, bevor wir am Abend zurück nach München fliegen mussten.
Quellen:
ein großer Teil der Fotos wurde vom Skipperpaar Familie Mehls bereitgestellt.
Vielen Dank dafür!